Franz Xaver Klinger               An Comala

1777 – 1810

Der Frühling glänzet hell auf allen Wegen;

Das Land ergrünt, die Lüfte wehen lauer;

Ein jedes Wesen fühlt Erwachungsschauer,

Weil Erd und Luft im Morgentraum sich regen.

 

Mich aber mahnt der neue Wundersegen

Ernst an der Erdenjugend kurze Dauer;

Die Blütenzeit erfüllt mein Herz mit Trauer,

Das dunkle Bilder wunderbar bewegen.

 

Warum betrübet mich die Lust der Flora?

Woher die Tränen und der Sehnsucht Quälen?

Was zieht den Menschen so zur Himmelsferne?

 

Ach, Erdenwonn entführt die nächste Hora;

Nach ew’gen Blumen schauen ew’ge Seelen,

Der Gott im Busen will zum Gott der Sterne!